Ein Tanz – zwei Welten

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Bei den Tango Chicos entdecken Männer den Tango neu – und wohl auch ein bisschen sich selbst.

„Bei uns gibt es zwei Regeln: Frauen haben hier keinen Zutritt und Ihr müsst ein Mann sein. Normalerweise drückt Iwan Harlan, der Initiator der Tango Chicos das noch etwas drastischer aus. Eines jedenfalls ist klar. Hier ist jeder Tangobegeisterte willkommen, er muss sich nur als Mann verstehen. Die Chicos treffen sich jeden Montagabend um 19.30 Uhr in der Motorrad Manufaktur Charmeur Motorcycles in der Rheydter Straße 36 in Mönchengladbach.

Aber warum dieses Format exklusiv nur für die eine Hälfte der tangobegeisterten Bevölkerung? Harlan: „Wer die Tangoszene kennt, weiß dass gerade unter Tänzern bisweilen eine eigenartige Rivalität herrscht, die kaum einer wirklich erklären kann. Da kann es passieren, dass Du heute jemanden auf einer Milonga – so heißen beim Tango die Tanzveranstaltungen – begegnest, der dich schon ein paar Tage später bei einer anderen Milonga nicht mehr zu kennen scheint. Wie schade“, sagt Harlan, der seit zehn Jahren mit seiner Frau Isabella Tango unterrichtet. „Eigentlich wollen wir doch alle das gleiche, uns amüsieren, tanzen bis der Arzt kommt und mit den Chicas das Parkett erobern.“

Und so kam er auf die Idee, an der Haltung der Tänzer zu arbeiten. „Wir Tango-Chicos wollen uns bewusst anders verhalten. Wir wollen uns offen zeigen, keine Platzhirsche sein sondern Kumpels auf der Tanzfläche.“ Und so ist das montägliche Work-out mit anschließender Milonga in der Motorradschrauberhalle von Gerard inzwischen zu einem Treffpunkt „andersdenkender“ Tangueros geworden. Ärzte, Handwerker, ein Baggerfahrer, Lehrer, Landschaftsbauer und Männer im Ruhestand: Zwischen 6 und knapp 20 Chicos aus Mönchengladbach, Aachen, Düsseldorf, Krefeld, Köln, Bonn und dem Ruhrgebiet treffen sich hier unter Harlans Anleitung zuerst zu einer Stunde Balance- und Dehnungsübungen. Sie trainieren tänzerisches und Musikalität, anschließend fordern die Chicos sich gegenseitig auf. Auch Chicos können die Tanzfläche erobern.

„So etwas hat mir echt gefehlt“, sagt Christoph aus Duisburg, der schon vor den Chicos angefangen hatte, sich führen zu lassen. Männer die folgen sind in Tangokreisen immer noch Exoten. „Ich entdecke den Tango für mich neu. Auch wenn es derselbe Tanz ist, so sind es doch zwei Welten Führen und Folgen. Was für eine Bereicherung!“ Und so haben alle Chicos Stefan, Ralf, Wolfgang, Steffen, Max, Jan und Reinhard und die anderen ihre ganz persönlichen Aha-Erlebnisse bei den Werkstatt-Treffen. Es wird viel gelacht und gequatscht; manchmal geht es um ernsthafte Themen. Reinhard schöpft hier Kraft im Team, genießt den Dynamikschub und freut sich auf das Bierchen danach an der Werkstatt-Bar. Stefan schätzt Ehrlichkeit in Rede und Gegenrede unter Männern und genießt die Körperübungen. „Hier kann ich meine eigene Man-Power aufbauen und in der Experimentierküche mit den anderen Männern erproben. Bei anderen Milongas erinnere ich mich an die Kraft, die bei den Tango Chicos in der Luft liegt.“

Tango, da denkt der Unbedarfte erstmal an Machogehabe und Dominanzphantasien, die Männer tanzend an Frauen ausleben. Dass dieser Tanz weit mehr beinhaltet, erklärt Iwan Harlan: „Es geht beim Tanzen nicht um Dominanz sondern um gemeinsames Gestalten in gegenseitiger Wertschätzung.“ Und so ist es nur folgerichtig, wenn die Chicos sich – und das nicht nur montags in der Schrauberhalle, sondern auch bei anderen Begegnungen in der Tango-Community – mit „Aloha“ begrüßen. „Was so viel heißt wie: Lasst uns die Schwingung der Wertschätzung miteinander teilen“ erklärt Harlan. „Erst später habe ich entdeckt, dass das auch die Begrüßungsformel der Kölner Schwulenszene ist. Sei´s drum, hier ist jeder willkommen!“ (Christoph Grätz)

Infos unter www.tangochicos.com 

Seit Herbst letzten Jahres bin ich ein Tango-Chico. Aloha!

Die großartigen Fotos sind von Mira Mikosch http://www.miramikosch.com

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